Vorgeschichte
«Leben DEINS – JETZT». Lebe dein Leben - und zwar jetzt. Die Frau, die dieses Motto lebt, motiviert seit Jahren andere. Und befindet sich im Februar 2022 selbst in der grössten denkbaren Krise, denn sie ist unheilbar krank und hat nur noch kurze Zeit vor sich.
Michèle Bowley, Basler Psychologin und ihr Gesprächspartner Richard Züsli, Berater und Unternehmer im Sozial- und Gesundheitswesen, haben sich vor zehn Jahren kennen gelernt. Beide arbeiteten damals bei der Gesundheitsdirektion des Kantons Zug.
Kurz nachdem Michèle die Diagnose «unheilbar» erhält, begegnen sie sich wieder. Es ist Herbst 2021. Richard leitet eine Ethikkommission, die ein internationales Forschungsprojekt über Lebensqualität bis zuletzt begleitet (Quality of Life at the end of Life, AAL). Seine Frage, ob Michèle an der nächsten Sitzung als Direktbetroffene teilnehmen würde, bejaht sie spontan. Es wird die bewegendste Videokonferenz, die alle Beteiligten bisher erlebt haben. Am Schluss verabschiedet sie sich mit den Worten: «Wahrscheinlich sehen wir uns nächstes Jahr nicht mehr». Michèle weiss, wie die Prognosen bei Metastasen im Kopf lauten. An einen Podcast denkt in diesem Moment niemand.
Die Idee, einen Podcast über die elf Schritte für eine starke Psyche zu machen, entsteht im Januar 2022. Richard schreibt Michèle und fragt sie um ihre Meinung. Michèle antwortet spontan und mit einem lebensfrohen "Ja!". So entstehen zwischen dem 20. Januar und dem 8. Februar die elf Folgen des Podcasts. Alles muss schnell und gleichzeitig achtsam gehen – ganz abgesehen von Hürden technischer Art, denn es ist für beide der erste Podcast. Aber aus Erfahrung wissen beide, dass man am meisten bereut, was man nicht getan hat. Oder: Ärgerlicher als ein einzigartiges Foto, das nicht perfekt ist, ist ein einzigartiges Foto, das man nicht gemacht hat - weil man zu spät kam.
Vielen herzlichen Dank an dieser Stelle an Tobias Grimm. Mit der Postproduction und dem Lektorat hat er aus dem vorhandenen Rohmaterial das Maximum herausgeholt.
Die elf Schritte
Eine Sammlung von Impulsen, die dabei helfen, die Psyche zu stärken, machte vor über zehn Jahren in Oberösterreich bei der dortigen Organisation Pro Mente den Anfang. Die Idee wurde zuerst im Kanton Zug aufgegriffen. Seither sind die Schritte variiert und an unterschiedlichste Gruppen angepasst worden. Es gibt eigene Versionen für Jugendliche, für MigrantInnen oder für betreuende Angehörige. Sie wurden in 14 Sprachen übersetzt, ausgiebig an der Uni Zürich erforscht und als wissenschaftlich fundiert und evaluiert beurteilt. Der Podcast wirft ein zusätzliches Licht auf die Situation pflegender und betreuender Angehöriger sowie die Situation am Ende des Lebens.
Nachlese – anstelle eines Nachrufs
Gut einen Monat nach dem letzten Gespräch schreibt Michèle: «Ich habe heute erfahren, dass sich meine Metastasen fast vollständig zurückgebildet haben!» Diese unerwartete Wende schenke ihr nochmals Zeit, um sich neu zu orientieren und das dabei Gelernte umzusetzen. Manchmal geschehen eben doch noch Wunder…
riz. 21.03.2022